LIFE ARTIST in Powermetal.de

LIFE ARTIST in Powermetal.de
Rating: 9,5/10 ; Author: Holger Andrae

LIFE ARTIST – Lifelines

Thronanwärter!
Da ist sie also! Lange angekündigt und von einer kleinen Fanschar heiß und sehnsüchtig erwartet: Der neue Longplayer von LIFE ARTIST!
Wer sich jetzt am lichten Haupthaar kratzt, der wird nicht wissen, dass die Jungens aus Soest im schönen Rheinland bereits in den 90ern aktiv waren. Ich habe sie als Support der völlig unbedeutenden Proggels namens PSYCHOTIC WALTZ in Wilhelmshaven kennen und lieben gelernt, wo sie mir unter anderem dadurch imponiert haben, dass sie einen längeren technischen Defekt sehr unterhaltsam auszufüllen wussten. Dazu muss man wissen, dass die Band zu dem Zeitpunkt lediglich ein Vier-Song-Demo namens "Faith" am Start hatte, welches an jenem Abend auch in meine Sammlung wanderte und bis zum heutigen Tag für mich zu den besten Progressive-Metal-Tapes zählt. Ausnahmesänger Marco verlässt danach die Band, und auf dem kurz danach erscheinenden Album "Diary Of Inner Visions" hören wir mit Dirk Eckhard seinen Nachfolger. Auch dieser verlässt die Truppe wieder, die daraufhin nur noch ein feines Instrumental-Demo aufnimmt. Die Saitenfraktion kann der geneigte Freund der schrägen Tanzmusik dann allerdings noch auf dem 93er Soloalbum des PSYCHOTIC-WALTZ-Frontmannes Buddy Lackey bewundern, wo sie sämtliche Songs mit eben jenem einspielen und auch den einzigen Soloauftritt zum Album in Wacken performen.
Zwei Dekaden später findet man sich bei Kaffee und Kuchen zusammen und beschließt wieder, gemeinsam Musik zu machen. Ein erstes Lebenszeichen ist die digitale Veröffentlichung des Songs 'Antisocial Networks', der auch auf unserem "Metalliance Vol 2"- Sampler zu finden ist. Das liegt nun auch schon wieder fünf Jahre zurück. Nun liegt uns aber endlich mit "Lifelines" das neue Album vor und ich kann das Fazit nach etlichen Umdrehungen bereits hier in die Tastatur tippen: Das Warten hat sich gelohnt!


Zuerst einmal ist es natürlich wunderschön, dass sich die alte Mannschaft (fast) komplett erneut zusammen gefunden hat. Marco Witte (voc.), Frank Jauernick (gt.), Dirk Eckhard (bs., voc.) und Ingo Holzhauer (alles andere und Sound) haben mit Tausendsassa Andreas Tegeler (POVERTY'S NO CRIME, SCYTHE BEAST, LEVEL FIELDS, BLEEDING) an den Trommeln eine musikalische Wohlfühloase eingespielt, in die man sich schon beim ersten Anhören einkuscheln kann. Es ist dieses wunderbare Nachhausekommen-Gefühl, wenn man die warmen Klänge des einleitenden 'Prelude' vernimmt, welches den Hörer behutsam in die teils recht komplexen Klangwelten einführt. Danach beginnt die wilde Fahrt mit dem achtminütigen Shorttrack 'Lambs And Lions', dessen Titel schon Bände spricht. Schon das moderne Klangbild wird verscheuklappte Traditions-Metaller verwirrt zurücklassen, aber meine greisen Sensoren sind sofort auf Habacht-Stellung und erfreuen sich an den Melodien, die sich da an die Gehörgänge schmiegen. Der Gesang pellt sofort alle anwesenden Enten, und die wunderbar abgehackte Rhythmik bietet genau die untanzbare Taktik, die ich so liebe. Wenn dann urplötzlich ein harscher Growler aus dem Gebüsch springt und die fluffige Prog-Romantik aus den Fugen brüllt, ist man zwar zuerst etwas schockiert, danach aber völlig begeistert, weil es halt so unglaublich flüssig ineinander übergeht. Die große Kunst des progressiven Songaufbaus, die sich am Ende dann sogar noch durch einen Beinahe-Breitwand-Chorus steigert und zwischendurch sogar einen sanften Part erlaubt, der an das sensationelle CHROMA-KEY-Debüt erinnert. Wenn dann schlussendlich noch einmal Gast-Grunzi Andreas Lohse ins Mikrophon gurgelt, ist meine Musikwelt 2021 um ein Highlight reicher.


Über diese eben erwähnte große Kunst des progressiven Songaufbaus könnte ich nun in jedem Song schreiben, aber davon habt Ihr als Leser nicht so furchtbar viel. Daher erwähne ich jetzt mit 'Tightrope Dancer' noch meinen absoluten Ohrenschmeichler, dessen melancholische Stimmung mich sofort berührt hat und dessen Melodieführung noch eine Spur eindrucksvoller ist als bei den anderen Knallern dieses Albums. "I follow the stars, no matter how far." Für solche Textzeilen töten andere Bands. Ich zerfließe hier jedes Mal komplett und freue mich auf die nächste Chorus-Explosion in meinen Lauschern. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Lebenskünstler sanft und leise aus den Boxen trippeln oder emotional und mit geballtem Fäustchen um die Ecke kommen. Es ist jedes Mal berührend, mitreißend und einfach nur wundervoll.
Da kommt das Neun-Minuten-Monster namens 'Labyrinths Of Space And Time' genau richtig, um die Unwissenden mit einem Song zu überzeugen. Diese vermeintliche lange Zeitspanne für einen Song vergeht wie im Flug, denn die musikalische Achterbahnfahrt ist schlicht und ergreifend atemberaubend. Hier fließen coole Rhythmuswechsel wie geschmolzene Butter ineinander, und vor allem die schnellen Passagen und der Geigenpart lassen mich an selige Himbeeralben denken, die meine Sinne betören. Dazu zähle ich nun auch dieses grandiose Werk, welches ich sicherlich noch nicht komplett in seiner Detailverliebtheit erkundet habe. So kann und wird die Entdeckungsreise mit weit aufgespannten Ohren in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen und ich freue mich schon jetzt darauf, wenn ich in meinem Jahresrückblick noch tiefere Glücksbekundungen in diese Tasten tippen werde dürfen.
Wer jetzt heiß auf diesen besonders fein angemachten Prog-Happen ist, darf hier ein paar Euro investieren.
Ganz großes Ohrenkino!


Note: 9.50
Redakteur: Holger Andrae

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